Migräne und Verhütung
Die Pille trotz Migräne – geht das?
Hormonelle Verhütungsmittel zählen noch immer zu den sichersten Verhütungsmitteln01 und sind generell auch für Migränepatientinnen geeignet.02 Allerdings gibt es bei der Auswahl des geeigneten Verhütungsmittels einiges zu beachten, denn bestimmte Formen der Migräne werden maßgeblich durch Hormone bzw. Hormonschwankungen beeinflusst.
Migräne und Verhütung
Hormonelle Verhütungsmittel können direkte Auswirkungen auf die Häufigkeit, Schwere und Dauer von Migräneattacken haben – positive wie negative, dies lässt sich nicht vorhersagen. Von Migräne betroffene Frauen haben ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, wie z. B. Schlaganfall, das durch die Einnahme bestimmter hormoneller Verhütungsmittel weiter erhöht wird.02 Migräne-Patientinnen sollten sich daher bei der Auswahl des passenden Verhütungsmittels von ihrer behandelnden Gynäkologin oder ihrem behandelnden Gynäkologen beraten lassen und ggf. auch noch einmal Rücksprache mit der Neurologin bzw. dem Neurologen halten. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass eine ungeplante Schwangerschaft bei Migränepatientinnen oft zu Verunsicherung führt und auch gewisse Risiken mit sich bringen kann.03 Das heißt, eine sichere Kontrazeption hat eine hohe Relevanz – gerade bei Patientinnen, die z.B. eine medikamentöse Migräneprophylaxe durchführen, um ihre Attacken in den Griff zu bekommen.
Hormonelle Verhütungsmittel – ein Überblick
Es gibt verschiedene Anwendungsformen hormoneller Verhütungsmittel. Die am weitesten verbreitete ist die orale Einnahme der „Anti-Baby-Pille“, aber auch andere Applikationsformen, z. B. vaginale (Verhütungsring) oder transdermale (Verhütungspflaster) sind bei einer hormonellen Verhütung möglich.
Kombinierte hormonelle Verhütungsmittel – die Rolle des Östrogens
Die meisten hormonellen Verhütungsmittel sind sogenannte kombinierte Kontrazeptiva (KOK), welche neben dem für die Verhütung verantwortlichen Gestagen auch das zyklusstabilisierende Hormon Östrogen enthalten. Die in den KOK enthaltenen Östrogene halten den Östrogenlevel konstant und können somit Symptome und Häufigkeit bei einer hormonell bedingten Migräne positiv beeinflussen.02 Dieser Effekt ist allerdings nur im Langzyklus, einer Einnahme oder Anwendung ohne Pausen, zu beobachten. Bei einer zyklischen Einnahme oder Anwendung von KOK, also einer Einnahme oder Anwendung mit Pausen, treten dagegen bei manchen Frauen vermehrt Migräneattacken auf.02
Risikofaktoren hormoneller Verhütung bei Migräne
Aufgrund des möglicherweise erhöhten kardiovaskulären Risikos bei Migräne, sind KOK bei Frauen mit weiteren Risikofaktoren, wie beispielsweise Übergewicht, Rauchen oder Diabetes mellitus, oder auch bei einer Migräne mit Aura nicht angeraten, da KOK das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen zusätzlich erhöhen.02 Bei einer Migräne mit Aura bei jungen Frauen unter 45 Jahren ist das Risiko für einen Schlaganfall ca. doppelt so hoch, wie bei jungen Frauen ohne Migräne.04 Aufgrund der weiteren Risikosteigerung durch die zusätzliche Anwendung eines KOK sollten Frauen mit Migräne mit Aura keine KOK einnehmen.02
Hormonelle Verhütungsmittel – Gestagenmonopräparate
Hormonelle Verhütungsmittel, die nur den ovulationshemmenden Wirkstoff Gestagen enthalten, sogenannte Monopräparate (z. B. Minipille), steigern das Risiko für vaskuläre Erkrankungen hingegen nicht – bei einer vergleichbaren Verhütungssicherheit.02 Diese sind z. B. für Migränepatientinnen mit Aura geeignet. Bei einigen Frauen können Gestagenmonopräparate auch zu einer Zunahme der Migräneattacken führen.02 In solchen Fällen wird meist zu einer nicht hormonellen Verhütung geraten.
Die folgende Übersicht zeigt, welche Kontrazeptiva in den verschiedenen Situationen empfohlen werden:02
[Abb. modifiziert nach Segerer S et al. Nervenheilkunde 2023; 42(06): 349-355]
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pro familia Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e. V. Bundesverband, online: https://www.profamilia.de/themen/verhuetung/pearl-index, zuletzt abgerufen am 23.01.2024
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Segerer S et al. Nervenheilkunde 2023; 42(06): 349-355
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Schultze-Mosgau A et al. Nervenheilkunde 2023; 42(06): 356-364
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Sacco et al. The Journal of Headache and Pain (2017) 18:108